Mitarbeiter der Schleiferei Jäger am Bergwerk ca. 1952/53
Diamantschleiferei Heinrich Heldmann 1968

Von den 1920er bis in die 1960er Jahre waren die Diamantschleifereien ein wichtiger Arbeitgeber in Ostheim. Zeitweise wurden in zwölf Betrieben Diamanten geschliffen.

Die Geschichte der Diamantschleifer wird mit zahlreichen Werkzeugen, Geräten und Fotografien im Ober- geschoss des Nebengebäudes dokumentiert.

 

 


 Film: Brillianten – Diamantschleifer in Ostheim

Der Film wurde vom Hessischen Rundfunk für die Hessenschau gedreht und erstmals am 14.02.1963 ausgestrahlt. Wir danken dem Hessischen Rundfunk für die Erlaubnis, den Film auf unserer Webseite zugänglich zu machen. Das Downloading oder das Embedding auf Internetangeboten Dritter und in Social Media ist nicht gestattet.

Quelle: © Hessischer Rundfunk – www.hr.de


Bericht von Georgia Lori in der Frankfurter Neuen Presse vom  24. August 2015

Für manches Verbrechen, im Fiktiven und Realen, sind sie die Ursache. Ihre Geschichte erzählt von Unterdrückung, Ausbeutung und Mord. Auch heute sind Edelsteine als Zahlungsmittel für Waffen gebräuchlich. Die Geschichte der Ostheimer Diamantschleifer hat der ortsansässige Heimat- und Geschichtsverein in einer Dauerausstellung im Dorfmuseum des Bürgerhofs für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Ideen für eine Ausstellung dieser Art kursierten schon lange in den Reihen des Vereins. Doch die finanziellen Mittel zur Umsetzung fehlten. Wilhelm Kraushaar, Mitbegründer des Heimat-und Geschichtsvereins Ostheim, gab den Anstoß. Er war von 1933 bis 36 Diamantschleifer-Lehrling – und wollte dieses Handwerk öffentlich machen. Kraushaar schrieb eine Abhandlung, sprach Erinnerungen auf Tonbänder und arbeitete gemeinsam mit Vereinsmitglied Wilfried Carl an der Geschichte der Diamantschleifereien in Ostheim.

„Die intensive Aufarbeitung des Themas erfolgte vor eineinhalb Jahren“, sagte Vereinsvorsitzender Heinrich Pieh. Auf Grundlage einer Konzeption zur Einrichtung der Ausstellung und nach deren Vorlage bei Landrat Erich Pipa (SPD), stellte die Stiftung der Sparkasse Hanau finanzielle Mittel in Höhe von 2500 Euro zur Verfügung. Mit dieser Anschubfinanzierung konnte die Idee in die Tat umgesetzt werden.

Texte für insgesamt zehn Schautafeln wurden bearbeitet. Pieh entwarf die Tafeln gemeinsam mit Andrea Förter, die in Ostheim eine Medienwerkstatt besitzt. Textlich bezog er sich auf Informationen des Hessischen Rundfunks (HR), der am 14. Februar 1963 in Ostheim einen Beitrag über Brillanten gedreht hat. Pieh sicherte sich die Genehmigung der Nutzungsrechte der CD. Förter verwendete Sequenzen von der CD teils zur Gestaltung der Tafeln.

Im Sommer 2014 wurde ein Raum des Museums als Ausstellungsraum eingerichtet, der sich in der Dauerausstellung „Diamanten und Brillanten in Ostheim – Ostheims Diamantschleifereien und Diamanttreibereien 1926–1964“ thematisch und in Form von Exponaten mit der Historie der Diamantschleifereien beschäftigt. Zu sehen sind nicht nur Ausbildungsverträge und Gesellenbriefe. Nachgestellt ist auch der Arbeitstisch eines Diamantschleifers. In einer Vitrine befinden sich Arbeitsgeräte wie Lupe und Diamantwaage. Auch Reiber-Drehbänke sind zu sehen, Schablonen für Diamantgrößen sowie ein Spieltisch, an dem die Diamantschleifer ihrem Feierabend frönten.

Das Handwerk des Diamantschleifers kam von Hanau nach Ostheim. Nach Hanau wurde das Schleiferhandwerk schon Ende des 16. Jahrhunderts von Glaubensflüchtlingen aus den Niederlanden in die Hanauer Neustadt gebracht. Der erste Ostheimer Diamantschleifer hieß Philipp Hild. Den Mut zur Selbstständigkeit hatten als erste Ostheimer in den Jahren 1926/27 Karl Mehrling und Fritz Mehrling. 1929 eröffnete dann der in Hanau wohnende Wilhelm Ott mit seinem Bruder Hans Ott im Ostheimer Jagdhaus/Rommelhäuser Straße eine Diamantschleiferei.

In Hanau arbeitende Ostheimer Schleifer kehrten von Hanau nach Ostheim zurück. Weitere Schleifereien und Reibereien wurden in Ostheim eröffnet. 1933 gab es sechs Betriebe mit etwa 100 Beschäftigten. Die Angestellten kamen aus Eichen, Erbstadt, Windecken, Altenstadt, Ostheim, Hanau. Die Diamantschleifer verdienten überdurchschnittlich gut.

Ab 1938/39 und besonders mit Beginn des Zweiten Weltkriegs brach das Handwerk des Diamantschleifens überall zusammen, auch in Ostheim. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwuchs das Schleiferhandwerk zu neuer und großer Blüte. Nach dem Ende des Schleiferhandwerks in Ostheim 1962/63 wurden Dutzende Arbeitskräfte freigesetzt. Die Schleifer und Reiber schulten um: auf Weißbinder, Zimmermann, Industriearbeiter, Buchdrucker und Kaufmann. Die Hanauer Großfirmen Degussa, Dunlop oder Heraeus nahmen die ehemaligen Diamantschleifer als hochspezialisierte Fachkräfte mit Kusshand auf.