Hier sind Persönlichkeiten aufgeführt, die im Dorf eine wichtige Rolle spielten, im politischen, wirtschaftlichen oder kulturellen Leben. Die Liste beschränkt sich auf verstorbene Personen.

 

Heinrich Pieh (1940–2024)

Heinrich Piehs Familie stammte aus Ostheim. Der Großvater Philipp Pieh aus Melbach (heute Wölfersheim) war im Jahr 1898 als Lehrling in die Schreinerei von Heinrich Schuffert nach Ostheim gekommen. Im Jahr 1911 heiratete er die Tochter des Schreinermeisters, Katharina Maria Schuffert. Philipp Pieh trat 1904 in die Armee ein und wurde Berufssoldat. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er entlassen, seit 1921 arbeitete er im Postdienst. Der Sohn Willi (1912–1987), Heinrich Piehs Vater, wurde Lehrer und unterrichtete ab 1948 an der Volksschule in Ostheim, später an den Realschulen in Hanau, Bad Schwalbach und Langenselbold.

Heinrich Pieh wurde am 13. Oktober 1940 in Ortelsburg in Ostpreußen geboren, wo sein Vater während des Zweiten Weltkriegs stationiert war. Der Vater Willi Pieh geriet in russische Kriegsgefangenschaft und kehrte erst im Dezember 1945 zurück. Heinrich Pieh floh mit seiner Mutter Lina, geb. Fischbach (1914–2001) gegen Ende des Krieges (1944) in den Westen und kam zunächst im Westerwald bei Verwandten unter. Erst 1948, nach neun Jahren Trennung, war die Familie schließlich wieder vereint und kehrte gemeinsam nach Ostheim zurück. Heinrich Pieh besuchte das Gymnasium, anschließend studierte er Deutsch, Geschichte und Russisch für das Lehramt. Nach dem Referendariat unterrichtete er ab 1970 an der Karl-Rehbein-Schule in Hanau. Einige Jahre später wurde er an das Studienseminar in Offenbach abgeordnet, wo er nebenamtlich in der Lehrerausbildung tätig war. Ab 1982 war er schließlich hauptamtlich für das Studienseminar als Fachleiter tätig. Sein Dienstort in dieser Zeit war das Wolfgang-Ernst-Gymnasium in Büdingen. Im Jahr 1989 kehrte er an die Karl-Rehbein-Schule zurück. Er übernahm die Schulleitung und übte dieses Amt bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2004 aus.

Seit dem Jahr 1968 lebte Heinrich Pieh mit seiner Frau Ute in Ostheim. 1970 trat er in die CDU ein und war Mitbegründer des CDU Ortsverbandes in Ostheim. Von 1972 an war er Mitglied des Kreistages Hanau, später des Kreistages Main-Kinzig und mehrere Jahrzehnte lang ehrenamtlicher Beigeordneter des Main-Kinzig-Kreises.

Als in den frühen 1970er Jahren im Zuge der kommunalen Gebietsreform in Hessen die Eingemeindung seines Heimatortes Ostheim in die neue Stadt Nidderau diskutiert und schließlich 1974 vollzogen wurde, ergriff Heinrich Pieh die Initiative zur Gründung eines Dorfmuseums mit dem Ziel, die alte dörfliche Lebensweise und Kultur zu dokumentieren. Er wollte damit einen Ort schaffen, an dem das bewahrt werden sollte, was aus der Welt der dörflichen Landwirtschaft, des Handwerks und des Handels übrig blieb. Die Enkel, so formulierte er es, sollten nicht nur aus Büchern erfahren, wie das Leben im Dorf früher einmal gewesen war.

Konkrete Gestalt nahm das Projekt im Jahr 1987 an, als auf Initiative von Heinrich Pieh der Heimat- und Geschichtsverein Ostheim e.V. gegründet wurde, der sich die Aufgabe stellte, das Dorfmuseum nun endlich zu verwirklichen. Mit dem ehemaligen „Weiderhof“ in der Limesstraße, den die Eigentümer Helmut und Gisela Weider 1984 aufgegeben hatten, fand sich nun auch ein Ort für das geplante Museum. Hier wurden in den folgenden Jahren zahlreiche Ausstellungsstücke zusammengetragen und in den Räumlichkeiten des alten Bauernhofes präsentiert. Im Jahr 2009 wurde der Hof von der Stadt Nidderau erworben, vier Jahre später ging er in den Besitz des neu gegründeten Trägervereins Bürgerhof Ostheim über. Mit Hilfe von Zuschüssen der hessischen Landesregierung, der Stadt Nidderau, des Heimat- und Geschichtsvereins sowie mit beträchtlichem ehrenamtlichen Einsatz wurde die Hofreite umfassend saniert. Am 18. Oktober 2014 konnte der neue „Bürgerhof Ostheim“ als Seniorenbegegnungsstätte mit integriertem Dorfmuseum des Heimat- und Geschichtsvereins eröffnet werden. In der Folgezeit wurde das Dorfmuseum neu eingerichtet, in mehreren Räumen sind nun Ausstellungen zum Wohnen und Leben, zur Landwirtschaft, zu Handwerk und Handel im alten Dorf Ostheim zu sehen. Insgesamt werden über 3.000 Exponate präsentiert. Zudem wurden seit 2014 mehrere Sonderausstellungen konzipiert, an denen der Heimat- und Geschichtsverein unter der Leitung von Heinrich Pieh maßgeblich beteiligt war, so zu den hessischen Landgemeinden im Ersten Weltkrieg (2014/15), zum „innerdeutschen Postkrieg“ (2015/16) und zum Schicksal Ostheimer Soldaten im Ersten Weltkrieg (2018).

Heinrich Pieh war, unterstützt von seiner Frau Ute, die ihm bei seinem Einsatz für das Dorfmuseum stets aktiv zur Seite stand, jahrzehntelang für die Ostheimer Dorfgeschichte aktiv. Für seine ehrenamtlichen Leistungen im Dorf, in der Kommune und im Main-Kinzig-Kreis wurde Heinrich Pieh mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, dem Ehrenbrief des Landes Hessen und der Medaille für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Heimatpflege und Geschichtsforschung des Main-Kinzig-Kreises ausgezeichnet. Heinrich Pieh verstarb am 3. April 2024.

Nachruf auf Heinrich Pieh


Dietrich Bassermann (1615–1682)

Dietrich Bassermann war Besitzer der Ostheimer Mühle, Kirchenältester und Kirchenbaumeister. Zu seinen Nachkommen zählten der liberale Paulskirchenabgeordnete Friedrich Daniel Bassermann (1811–1855), der nationalliberale Reichstagsabgeordnete Ernst Bassermann (1854–1917) und der Schauspieler Albert Bassermann (1867–1952).


katz_mathildeMathilde Katz (1890–1986)

Die Tochter des Metzgers Anselm Katz wanderte 1908 nach Amerika aus, kehrte aber mehrfach zu Besuchen nach Ostheim zurück, zuletzt 1985. In ihren Erinnerungen schrieb sie: „Ich habe eine sehr schöne Jugend in Ostheim gehabt, wirklich. Wir hatten nicht viel, aber es war sehr, sehr schön.“ (Zitat: Monica Kingreen, Jüdisches Landleben in Windecken, Ostheim und Heldenbergen. Hanau 1994, S. 240). Im Holocaust wurden viele Angehörige von Mathilde Katz ermordet: ihr Vater, ihre Stiefmutter, ihre Schwester, ihr Schwager und ihre beiden Neffen.


katz_siegfriedSiegfried Katz (1894–1915)

Siegfried war der Bruder von Mathilde Katz. Er war Mitbegründer des ersten Ostheimer Fußballclubs „Germania“ (1911) und aktiver Sänger im Gesangverein „Edelweiß“. 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger. Er fiel 1915 in Frankreich.

 


fink_friedrichFriedrich Karl Fink (1860–1947)

Friedrich Karl Fink war von 1911 bis 1926 Gemeindepfarrer in Ostheim. Er verfasste eine Ortschronik („Alt-Ostheim“) und eine umfangreiche Kriegschronik für die Jahre von 1914 bis 1920.


Jakob Schütz

Der Landwirt Jakob Schütz errichtete 1895 an der Marköbeler Straße eine Ziegelei, die zum größten Ostheimer Unternehmen wurde und bis 1970 bestand.


Wilhelm Melchior

Wilhelm Melchior war Revierförster und erster Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Ostheim 1920–1923.


Karl Kittel

Karl Kittel baute nach dem Zweiten Weltkrieg die Freiwillige Feuerwehr wieder auf. Bis 1969 war er Ortsbrandmeister. In diesem Jahr erhielt er für seine langjährigen Verdienste das goldene Brandschutzehrenzeichen, und er wurde zum Ehrenbrandmeister und Ehrenvorsitzenden der Freiwilligen Feuerwehr Ostheim ernannt.


hans-oestreichHans Östreich

Hans Östreich war seit 1945 Verwaltungsangestellter in Ostheim und amtierte von 1971 bis 1974 als letzter Bürgermeister der selbständigen Gemeinde Ostheim. Im Jahr 1987 veröffentliche er seine „Erinnerungen“ mit detaillierten Ausführungen über sein eigenes Leben und die Entwicklung in Ostheim während des 20. Jahrhunderts.

 


Familie Brodt

Die Familie Brodt ist eine der ältesten und weitverzweigtesten Familien in Ostheim. Sie spielte schon im 17. Jahrhundert eine wichtige Rolle und stellte viele Bürgermeister. Mitglieder der Familie waren bis in die jüngste Zeit als Landwirte und Handwerker tätig und dienten überdies in vielen Funktionen in der örtlichen Verwaltung und den Vereinen.


Familie Mehrling

Die Familie Mehrling gehört ebenfalls zu den alten Ostheimer Familien. Auch aus ihr gingen einige Bürgermeister und andere wichtige Persönlichkeiten hervor. In den 1950er und 1960er Jahren waren der Gastwirt Karl Mehrling und seine Frau Margarethe („Grit“) im Ostheimer Kulturleben aktiv: Sie gründeten die Band „3 Zylinder“ und traten in ihrem Lokal „Karawanserei“ auf.